Die anhaltenden Auswirkungen des jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts in Kolumbien zeigen sich nicht nur in körperlichen und materiellen Verlusten, sondern auch in tiefen seelischen Wunden und strukturellen Ungleichheiten, die Millionen von Kolumbianer*innen betreffen. Trotz Bemühungen des Staates und der nationalen wie internationalen Zivilgesellschaft zur Friedensherstellung bestehen nach wie vor deutliche Lücken in der Wiedergutmachung und im Schutz grundlegender Menschenrechte. Vor allem Frauen und Kinder leiden unter Stigmatisierungen, Diskriminierungen und verschiedenen Formen von Gewalt, die wiederum ihre Grundrechte beeinträchtigen. Das Geflecht aus direkter, indirekter, struktureller und kultureller Gewalt in Kolumbien damals bis heute stellt eine immense Herausforderung dar, die nur durch eine umfassende öffentliche und integrale Politik, ein zivilgesellschaftliches Engagement und internationale Unterstützung bewältigt werden kann. Dieser Artikel untersucht mit Hilfe einer Geschlechterperspektive die Situation der Frauen hinsichtlich ihrer Gewalterfahrungen während des bewaffneten Konflikts, der Auswirkung derer in ihrem alltäglichen Leben heute und die notwendigen Schritte für eine nachhaltige Friedenspolitik in Kolumbien.

Schlüsselwörter: Mentale Gesundheit, bewaffneter Konflikt, Frauen, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen

Autor

Maria Mauersberger

Maria Mauersberger ist Sozialarbeiterin und hat einen Master-Abschluss in Sozialarbeit von der Nationalen Universität von Kolumbien sowie ein Diplom in Sozialpädagogik von der Fachhochschule Erfurt, Deutschland. Im Jahr 2021 schloss sie ihr Studium an der Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales, Argentinien, mit einem Diplom in Gender und Gerechtigkeit in Lateinamerika ab.
Seit 2008 lebt sie in Kolumbien und arbeitete zunächst in Interventionsprojekten mit Straßenkindern in den Städten Cartagena und Bogotá. Sie war Beraterin des kolumbianischen Vizeministeriums für Justiz in Fragen des Strafvollzugs und auch Beraterin des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für die Entwicklung eines Strafvollzugsmodells für ehemalige Kämpfer der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) im Rahmen des Friedensprozesses. Sie war Beraterin der Mission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zur Unterstützung des Friedensprozesses in Kolumbien, wo sie politische Vorschläge für die Gestaltung von Programmen zur sozialen Wiedereingliederung von Mitgliedern illegaler bewaffneter Gruppen, denen die Freiheit entzogen wurde, entwickelte. Derzeit ist sie die Vorsitzende der Fundación Mujeres en Paz Colombia, die sich für die Durchsetzung der Menschenrechte von Frauen, Führungspersönlichkeiten und gefährdeten Bevölkerungsgruppen einsetzt. Gleichzeitig absolviert sie ein Diplom in Menschenrechten bei der UNO und ist als UN-Freiwillige registriert.
Maria ist Autorin mehrerer veröffentlichter Artikel über Menschenrechte und Sozialarbeit mit Menschen, die ihrer Freiheit beraubt sind, sowie mit Führungspersönlichkeiten und Frauen, die Opfer des bewaffneten Konflikts in Kolumbien geworden sind. Bei Veranstaltungen an kolumbianischen und deutschen Universitäten sensibilisiert sie Studenten und Professoren für Sozialarbeit und Aktionsforschung in Konfliktkontexten.